Angststörungen und Depressionen treten häufig zusammenhängend auf und können einen Teufelskreis bilden. Daher möchte ich hier auch auf das Krankheitsbild der Depression eingehen. Die unterschiedlichen Formen der Depression werde ich nicht aufzählen, da es mir um das grundlegende Verständnis im Zusammenhang mit Angststörungen geht. Die Therapieverfahren gleichen in weiten Teilen denen, die auch bei Angst- und Panikstörungen eingesetzt werden. Nur das bei Depressionen eine medikamentöse Mitbehandlung oft unumgänglich ist.


Was ist eine Depression?

Jeder Mensch kennt es vermutlich, zeitweise verstimmt oder nicht gut drauf zu sein. Wie grenzt sich aber dieses Befinden gegen eine Depression ab?

Nehmen wir beispielsweise die Trauer: Sie ist eine natürliche Reaktion aufgrund eines belastendes Ereignis. Die Depression dagegen ist eine Krankheit.

Verstimmungszustände können überwunden werden; so heilt bei der Trauerreaktion meist die Zeit die Wunden. Eine Depression kann nicht einfach überwunden, ausgesessen, verdrängt oder überspielt  werden.

Die Depression verändert den Menschen, den sie überfällt, tiefgreifend. Und zwar seelisch, körperlich, zwischenmenschlich und leistungsmäßig-beruflich. Depressionen betreffen alle Lebensbereiche. Während einer Depression können Betroffene - abhängig vom Schweregrad - das Leben nicht so weiterführen wie bisher - oder nur mit größter Anstrengung. Für sie fühlt sich eine Depression so an, als wäre nirgends mehr Zuflucht und Hilfe zu finden.

 

Depression ist nicht nur Schwermut. Im Gegenteil: Viele Depressive schleppen sich erst einmal mit Leistungsabfall und körperlichen Beschwerden (zum Beispiel Schmerzen) dahin. Und dies oft viel zu lange, oft über Monate, falls sie überhaupt einen Arzt konsultieren. Sie klagen vor allem über Verspannungen, Gelenk-, Rücken- und Muskelschmerzen, bevor sie auch Merk- und Konzentrationsstörungen, Unruhe, innere Anspannung, Entscheidungsunfähigkeit, Interessensschwund, Gleichgültigkeit und allgemeine Lustlosigkeit angeben. Es ist eher eine Art Elendigkeitsgefühl ("wie bei einer schweren Grippe") und grundlose Freudlosigkeit als auffällige Trauer. 

zu den häufigsten Krankheitszeichen gehören:

  • depressive Herabgestimmtheit von abnormen Ausmaß, was ihre Intensität und Dauer angeht
  • Verlust von Interesse und Freude (!)
  • verminderter Antrieb
  • übermäßige Ermüdbarkeit
  • Verlust von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl
  • Gefühl der Wertlosigkeit
  • unbegründete Selbstvorwürfe
  • Gedanken an den Tod, auch von eigener Hand
  • Merk- und Konzentrationsstörungen sowie peinliche Vergesslichkeit (erschwertes Denken)
  • Bewegungsstörungen: entweder passiv, schwach, kraftlos oder gespannt, rastlos, umher getrieben
  • Schlafstörungen
  • ausgeprägte Änderung des Appetits (meist Gewichtsverlust, seltener Heißhunger)
    (Quelle: Gesprächs-Art Praxishandbuch, Volker Faust, Joachim Sandner, S. 205)

Etwas nüchterner gesagt, ist die Depression eine psychische Störung mit trauriger Verstimmung, gedrückter, pessimistischer Stimmungslage, Niedergeschlagenheit, Verzagtheit, Antriebsminderung, leichter Ermüdbarkeit, evtl. mit Angst und Selbsttötungsabsichten. 

Wo ist die Grenze zwischen Traurigkeit und Depression?

Beispiele depressiver Denkmuster

Der Übergang von Trauer zur Depression kann sehr fließend sein. Auch bei starker Trauer kann ein leicht depressives Beschwerdebild mit Gewichtsverlust, Schlafstörungen, Vergesslichkeit usw. auftreten. Der Betroffenen hält seine Gefühle aber für "normal" und der Situation angemessen. 

 

Wenn die seelische und körperliche Verstimmung länger als einige Wochen ununterbrochen besteht, wenn sie dem Betroffenen selbst als quälend, fremd und nicht abschüttelbar vorkommt, wenn beherrschende Gefühle von Schuld und Unfähigkeit (nicht Können trotz Wollen) auftreten, wenn eine gleichgültige Selbstvernachlässigung beobachtet werden kann und diese Zeichen von außen durch zwischenmenschliche Kontakte nicht - wie vielleicht sonst üblich - gemildert werden können, sollte der Betroffenen ärztliche Hilfe suchen.