· 

Der Ressourcenkoffer

Jeder und jede von uns verfügt über gewisse Fähigkeiten, Stärken und Vorlieben. Wir alle haben manche Dinge besonders gern und wissen in der Regel auch, was uns gut tut. Greifen wir auf diese sogenannten Ressourcen gezielt zurück, können sie uns sogar helfen, nicht so gute Tage oder eine Angstattacke zu überstehen. Ob es ein berührendes Buch, eure Lieblingsmusik, ein schöner Duft oder ein Stück Schokolade ist. Ob es Handarbeiten, Basteln oder Sport ist. Oft sind wir uns all dieser Dinge nicht bewusst, die uns gut tun. Und leider erinnern wir uns auch nicht immer an unsere Ressourcen, wenn um uns herum alles dunkel und schwierig ist. Daher ist es hilfreich, sich zunächst all diese hilfreichen Dinge oder Aktivitäten bewusst zu werden und sie dann in einen Ressourcenkoffer zu packen. So stellt ihr euch eine Art Erste-Hilfe-Paket zusammen, aus dem ihr Kraft und Mut schöpfen könnt. Dieser Koffer muss kein richtiger Koffer sein. Es kann eine schöne Box sein, in die ihr euer liebstes Erinnerungsstück, ein Muschel aus dem letzten Urlaub oder eine hübsche Postkarte legt. Oder ihr legt eine Liste der angenehmen Aktivitäten und Dinge auf einem schönen Papier an. Mein persönlicher Ressourcenkoffer ist zum Beispiel diese Website. Egal, wie ihr euren Ressourcenkoffer gestaltet, er soll im Ernstfall für euch erreichbar und hilfreich sein. 

 

In der Fachwelt wird viel diskutiert, ob eine Ablenkung von der Angstattacke gut sei oder sie nicht besser ausgehalten werden soll, weil nur über das Aushalten deutlich wird, was eigentlich die Angst ausgelöst hat. Ich finde es sehr schwer, hier für die eine oder die andere Variante zu stimmen. Ich empfinde es als legitim, sich zu entscheiden, der Angst auch mal aus dem Weg zu gehen. Sie bekommt in der Regel schon sehr viel Raum und Aufmerksamkeit. Das sollte natürlich auch kein Dauerzustand sein. Nur indem ich mich den Ängsten, Sorgen und Problemen stelle, kann ich sie letztlich Stück für Stück kleiner werden lassen. Eine Angststörung auf Dauer zu ignorieren, gelingt ohnehin nicht. 

 

Wichtig ist auch in diesem Punkt, dass ihr euren eigenen Weg findet, mit diesem Zustand der Angstattacke umzugehen.

Probiert aus, was euch gut tut. Das kann durchaus von Tag zu Tag unterschiedlich sein und sich auch erst mit der Zeit entwickeln. 

 

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich an einem Tag recht gut der aufkommenden Angstattacke begegnen kann. Dann schaue ich mir die Situation an, die mich in diesen Zustand versetzt hat, erkenne vermutlich ein bekanntes Muster und kann die Attacke vorbei gehen lassen. Das dauert meist etwas und dann greife ich auf meinen persönlichen Ressourcenkoffer zurück, um die Erholung von der Angstattacke zu beschleunigen.

  

An anderen Tagen brauche ich aber einfach Ablenkung, weil die Angststörung gerade wirklich zu viel ist. Dann greife ich sofort zum Ressourcenkoffer. Und das ist in dem Moment auch gut und richtig. Wenn ich mich wieder gefangen habe, kann ich mit etwas Distanz die Situation betrachten, die mich in diesen ängstlichen Zustand versetzt hat und daraus lernen. 

 

Beispiele dafür, was in einen solchen Ressourcenkoffer gehören könnte und eine Liste angenehmer Aktivitäten findet ihr hier